BROT kann man nicht nur essen, sondern auch buchstabieren
B - wie Beziehung
R – Richtung
O - Ostern - Hoffnung
T – Träume – in die Zukunft denken
Das Gemeindeteam Mömlingen hat zum 1. Andernortgottesdienst in den Hof des Adam-Otto-Vogel - Hauses eingeladen.
Uns're Pastoralreferentin Marie-Christine Herzog hat uns - passend zum Ort, hier, vor dem Backofen, Gedanken zum Thema Brot vorgetragen.
Durch gemeinsamen Gesang (begleitet von Stephan Vogel auf der Gitarre), den Erzählungen und Gebeten machten wir uns auf die Suche nach der Bedeutung von Brot.
Was Brot für die Menschen früher bedeutete, erzählte sie anhand ihrer Erinnerung an ihren Opa.
Im Krieg gab es immer wenig zu essen und Hunger war oft sein Begleiter. Deshalb hat er z.B. eine Scheibe Brot nie ganz gegessen, denn es konnte ja sein, dass es am nächsten Tag gar nichts zu essen gab.
Für uns heute nur schwer nachzuvollziehen.
Durch eine Kurzgeschichte vom Brot der Hoffnung erahnen wir, wie kostbar Brot sein kann. Sie können sie im Anschluss lesen.
Gerade in schwierigen Zeiten, wenn es einen Mangel gibt, ist es umso wertvoller, wenn es geteilt wird. Denn, wenn es geteilt wird, kann es zu einem Zeichen der Liebe, der Fürsorge, des Daseins und der Gemeinschaft werden.
Diese Kraft des Teilens ist auch Teil des Christentums von seinen Anfängen an.
Gerade auch in Bezug auf die Bibel und den Evangelien gibt es viele Bibelstellen, die mit „Brot“ zu tun haben.
z.B. Das Manna in der Wüste – die Speisung der 5000 – „am Brotbrechen erkannten sie ihn“.
Angeregt durch viele Gedanken beteten wir das Vater uns …. „unser tägliches Brot gib uns heute“.
Um den Gedanken auch Taten folgen zu lassen, wurden im Anschluss Brötchen geteilt und verteilt.
Ein großes Dankeschön an Marie-Christin und an alle helfenden Hände, die unseren ersten
Andernortgottesdienst zu einem besonderen Erlebnis gemacht haben.
Für das Gemeindeteam
Ruth Zieres
nach Günther Schulze-Wegener:
Die Geschichte vom halben Brot
Als der alte Doktor gestorben war, gingen seine drei Söhne daran, den Nachlass zu ordnen, die schweren alten Möbel, die kostbaren Bilder und die vielen Bücher. In einem zierlichen Glasschrank hatte der Vater seine Erinnerungsstücke aufbewahrt: feine Gläser, altes Porzellan, Reiseandenken aller Art. Im untersten Fach, hinten in der Ecke, fand sich ein merkwürdiger harter, grauer Klumpen.
Als sie ihn bei Licht besahen, stellten sie fest: ein uraltes vertrocknetes Stück Brot. Wie kam das wohl unter all die Kostbarkeiten im Glasschrank? Die Haushälterin erzählte: In den Hungerjahren am Ende des Weltkriegs war der Doktor sehr krank gewesen und dann vor Erschöpfung nicht wieder hochgekommen. Der Arztkollege hatte etwas von kräftiger Nahrung gemurmelt. Aber wo sollte die herkommen in dieser Zeit? Da brachte ein Freund des Doktors ein Stück kräftiges Bauernbrot, das er selbst geschenkt bekommen hatte. Dem Doktor kamen die Tränen, als er es in den Händen hielt. Aber als der Freund gegangen war, wollte er es nicht essen, sondern schickte es der Familie ins Nachbarhaus, deren kleine Tochter krank lag: "Das junge Leben braucht es nötiger als ich alter Mann." Die Frau im Nachbarhaus aber trug das Stück Brot zu der alten Flüchtlingsfrau, die in der Dachkammer untergekommen und noch völlig fremd war. Die brachte es zu ihrer Tochter, die mit zwei kleinen Kindern in einem Keller hauste. Und die erinnerte sich an den Doktor, der ihre kranken Kinder zuvor unentgeltlich behandelt hatte und der nun selbst krank und erschöpft da lag.
Der Doktor erkannte das Brot sofort und war tief bewegt: "Wenn es das noch gibt, dass Menschen ihr letztes Stück Brot miteinander teilen, mache ich mir keine Sorgen um uns alle," sagte er. "Dieses Brot hat viele Menschen satt gemacht, ohne dass einer davon gegessen hat. Es ist ein heiliges Brot." - Wer weiß, wie oft der alte Doktor es später noch nachdenklich angeschaut und daraus Kraft und Hoffnung genommen hat in bedrückenden Tagen.-
Die Söhne spürten, dass ihnen der Vater in diesem alten Stück Brot näher war als in den teuren Möbeln und angesammelten Kunstschätzen. Hier hielten sie sein Vermächtnis in Händen, und das sollte bei ihnen bleiben als geheimnisvolle Kraft zum Leben. Sie teilten es sich zum Andenken an ihren Vater und an den, der einst das Brot der Liebe gebrochen hatte.