Heute wurde mit einer gut besuchten ökumenischen Veranstaltung und mehreren Gastrednern eine Ausstellung über Dietrich Bonhoeffer eröffnet - leider nicht. So war es geplant, damals, als niemand wusste, wie Corona unser Leben erneut beeinflussen wird.
Tatsächlich konnte nur die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Katharina Volmer während des Sonntagsgottesdienstes die Ausstellung vorstellen und ein paar Gedanken zu Bonhoeffer äußern. Am 6.2.2021 wird ein Jugendgottesdienst sich mit Dietrich Bonhoeffer beschäftigen, begleitet von Schmitti & Friends.
Die Wanderausstellung, bestehend aus 13 Plakaten, wurde 1998 von dem Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Johannes-Kepler Universität in Linz/Österreich hergestellt. Seit 2014 gehört sie dem Dietrich Bonhoeffer Verein, der gegründet wurde zur Förderung christlicher Verantwortung in Kirche und Gesellschaft.
Sie zeichnet das Leben Bonhoeffers nach, bis hin zu seinem Tod. 1906 geboren, aus bildungsbürgerlichem Haus, sein Vater war lange Jahre Leiter der Charité in Berlin, promovierte er bereits mit 21 Jahren, habilitierte mit 24 und hielt sich dann ein Jahr in Amerika auf, weil er mit 24 Jahren noch nicht Pastor der evangelischen Kirche werden konnte. Diese Zeit prägte ihn deutlich.
Bekannt ist Bonhoeffer natürlich vor allem zusammen mit Niemöller als einer der Gründer der "bekennenden Kirche", jenem Teil der evangelischen Kirche, welche sich der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten widersetzte. Volmer erzählte, sie habe gelesen, dass die Anfänge der bekennenden Kirche darin lagen, dass sich ua Bonhoeffer gegen die Übertragung des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" auf die evangelische Kirche wehrte. Dieses Gesetz habe ja einen sehr harmlosen Namen, sei aber tatsächlich eines der ersten Ariergesetze gewesen, demzufolge alle Juden aus dem Beamtenstatus entlassen werden sollten. Volmer erklärte, es sei ihr nicht klar gewesen, weshalb die Anwendung dieses Gesetzes auf die evangelische Kirche solche Reaktionen hervorgerufen habe (wieviele Juden arbeiteten schon in der evangelischen Kirche?) , bis sie verstanden habe, dass auch alle getauften Juden aus der Kirche ausgeschlossen werden sollten. Dann sei ihr natürlich klar gewesen, weshalb Bonhoeffer gesagt habe "bis hierher und nicht weiter".
1939 habe Bonhoeffer noch einmal die USA besucht und habe die Möglichkeit gehabt, dort zu bleiben. Er habe sich jedoch dagegen entschieden und gesagt, er werde in Deutschland gebraucht. Volmer wies darauf hin, dass diese Entscheidung gerade in der heutigen Zeit ganz aktuell und nicht ohne Nachfolge sei. Sie hoffe allerdings, dass es heute besser ausginge.
Bonhoeffer habe 1940 ein Rede- und Schreibverbot erhalten, 1943 sei er ins Gefängnis gekommen und 1945 auf persönliche Anweisung Hitlers nach einer Scheinverhandlung im KZ Flossenbürg am 9.4.1945 erhängt worden.
Volmer betonte, dass der Altar in der Pfarrkirche 1964 bewusst und absichtlich aus Flossenbürger Granit hergestellt wurde. Von den 100.000 KZ-Insassen kamen 30.000 ums Leben; viele, weil sie im Steinbruch arbeiten mussten. Nach dem Krieg wurde der Steinbruch weiter betrieben. Der Altar sollte ein Mahnmal an die im KZ Flossenbürg zu Tode geschundenen und ermordeten Häftlinge sein.
Die Ausstellung wird noch bis zum 7.2.2021 in der Kirche zu sehen sein; besuchen Sie sie mal, bringen Sie etwas Zeit mit - vielleicht relativiert sich so manches, was wir heutzutage unerträglich finden.