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Der Besuch des Hildegardisfestes in Rüdesheim-Eibingen ist für die katholische Pfarrei Breuberg mit Pfarrer Josef Schachner Tradition. Auch heuer haben sich Gläubige aus den Nachbarpfarreien der Wallfahrt angeschlossen. Festprediger war Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz. In seiner Ansprache sagte er: „Die Frau, die wir heute ehren, ist Ihnen bekannt und ans Herz gewachsen. Sie hat viele Spuren ihres Glaubens hinterlassen. Was kann sie uns heute sagen?“

Die Heilige Hildegard hatte offene Augen und Ohren. Dadurch hat sie uns tiefe Erfahrungen des Glaubens geschenkt. Das Sehen mit den Augen des Glaubens kann uns heute helfen, Christ zu sein und zu bleiben.

Sicher ist es in einer katholisch geprägten Gemeinde anders, als im Osten unseres Landes, wo ich her komme. Trotzdem besteht auch hier ein tiefer Graben zwischen dem Glauben und dem alltäglichen Leben. Wir bewegen uns in 2 Welten: in einer Welt mit Gott und einer Welt ohne Gott. Getauft zu sein bedeutet: mein Leben ist eingetaucht in Gott, wir sind Kinder Gottes. Ich kann z. B. eine Krankheit traurig als Schicksal annehmen, oder als Anruf Gottes, meine Gewohnheiten zu ändern. Ich kann meinen schwierigen Nachbarn oder Arbeitskollegen ablehnen oder als Herausforderung zur Nächstenliebe sehen. Wenn es in der Ehe kriselt, kann das ein Anruf Gottes sein, mehr für das gemeinsame Wohl zu tun. Wer glaubt, hat eine andere Perspektive.

Wer glaubt, sieht auch mit anderen Augen auf die Kirche, in der viel Schmutz ans Tageslicht gezogen wird. Ja, wir leiden darunter, wir können manches nicht verstehen und wollen zu unserem Versagen stehen. Hildegard berichtet in ihren Schriften von der Auseinandersetzung zwischen Gott und dem Satan. In der Mitte dieses Kampfes steht der Mensch. Im Glaubensbekenntnis nennen wir die Kirche „heilig“. Sie ist es nicht aus sich heraus, sondern weil in ihr Gott am Werk ist und er sie nicht im Stich lässt. Trotz aller Schwierigkeiten gibt es Taufen, Firmungen und Trauungen, folgen junge Menschen ihrem Ruf in Ordensberufen und als Priester, nehmen Menschen Einschränkungen und Lebensgefahr auf sich, ihren Glauben zu bekennen. Auch das ist Kirche! Oder nennen wir als Positives auch den Weltjugendtag.

Auch die Ereignisse in der Welt berühren einen Gläubigen mehr. In den Fürbitten tragen wir die Nöte der Welt vor das Angesicht Gottes und trauen ihm zu, dass er uns die Augen öffnet, wie wir helfen können. Augen und Ohren sind manchmal verklebt. Dazu braucht es Übung und Bereitschaft, tiefer zu sehen. „Öffne meine Augen und Ohren Herr, dass ich mich der Not nicht verschließe. Wenn Sie diese Botschaft der Hl. Hildegard zuhause erzählen, haben Sie bereits begonnen, ihren Glauben zu teilen“, so der Bischof.

In der Reliquienandacht spielten Texte und Kompositionen der Hl. Hildegard eine Rolle. „Geht euren Lebensweg in Verantwortung und Achtsamkeit und wirkt wie das sprossende Grün“, so die Botschaft. Anschließend wurde der Reliquienschrein singend und betend durch die Straßen getragen.

 

F.Frank

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