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„Eisen und Eisenerze in Obernburg und Umgebung“ – na gut, der Berichterstatter berichtet halt über alles Kirchliche und die Veranstaltung war von Kolping mitorganisiert. Also, am Freitag Abend hin zum Pia. Aber: der Vortrag war nicht nur erheblich interessanter als erwartet, nein, er war wirklich interessant und auch gut vorgetragen!

Joachim Lorenz aus Dettingen (www.spessartit.de) informierte über die Vergangenheit und Gegenwart der Eisenerzeugung mit Schwerpunkt Obernburg. Die Erdkruste besteht zu 5,6% aus Eisen, zumeist in Form von Eisenoxid. Eisen hat einen Schmelzpunkt bei 1538°C.

Schon Tutanchamun hatte ein eisernes Messer im Grab. Wie haben die Ägypter Eisen hergestellt?  Ganz einfach: es flog ihnen zu: Eisen gab es auf der Erde ursprünglich nur als Meteorit. Daher wurden bereits 5000 v. Chr. Perlen aus Eisen hergestellt, weil es so wertvoll und selten war. Aber noch 1802 wurde in der Eifel ein 1,5 t schwerer Eisenmeteorit gefunden, der dann eingeschmolzen wurde.

In Obernburg, vor allem Eisenbach Richtung Mömlingen, gab es Eisenerze. Sie wurden zum Teil schon vor den Römern abgebaut. Die Funde waren so gering, dass sie für die Römer nicht von Interesse waren. Insgesamt wird im Spessart überwiegend Geothit, Hämatit und Siderit gefunden (das war es jetzt aber an Fachbegriffen!). Im Mittelalter und in der Neuzeit wurde im Spessart Eisenerz abgebaut und auch gleich Eisen hergestellt. Es gab genügend Bäume, um Holzkohle zu brennen und damit  Eisen herzustellen. Dies geschah in kleineren Renn- bzw. Luppenfeuern. Sie wurden für einen einzigen Vorgang angeschürt. Allerdings funktionierte das über Jahrhunderte mehr auf der Basis von Versuch und Irrtum, bis der preußische Oberbergrat Karsten Anfang des 19. Jahrhunderts die Hüttentechnik auf eine wissenschaftliche Grundlage stellte. Trotzdem war das, was am Ende herauskam, Eisen mit Schlacke. Es musste dann die Schlacke zerschlagen werden, bis das Eisen übrig blieb und das wurde dann nochmal zusammengeschmolzen.

Sehr interessant: Wenn etwas Größeres gegossen wurde und dabei etwas schief ging, musste es weggeworfen werden: man hatte keine Möglichkeit, das Eisen in Stücke zu zerteilen und es war zu groß, um im Ofen zu schmelzen. Bei einem Preis für ein Kilo Eisen von etwa 2 Arbeitermonatslöhnen ein teurer Spaß.

Wie Lorenz erzählte, ging das so bis vor etwa 150 Jahren. Dann gab es im Spessart nicht mehr genug Holz, um Holzkohle zu brennen, und die verschiedenen Eisenhersteller mussten ihren Betrieb einstellen.

Überlebt haben nur die Werke wie Düker und Rexroth, die an einer Eisenbahnlinie lagen. Sie konnten preiswert Kohle aus dem Ruhrgebiet bekommen. Allerdings kam mit der Eisenbahn auch preiswertes Eisen aus dem Ruhrgebiet. Deshalb stellten sich diese Hersteller um von Eisenerzeugung zu Eisenguss und so existieren sie heute noch.

Und um über den Tellerrand zu schauen: um 1800 verbreiteten sich Hochöfen von Norditalien aus in ganz Europa, die Tag und Nacht liefen; so verbraucht zum Beispiel der Hochofen Duisburg Schwelgern 2 am Tag 19.000 t Eisenerz, das aus Australien, Russland, China, Brasilien etc. stammt. Daher sind Eisen und Stahl für uns erschwingliche Alltagsgegenstände geworden.

Ein herzliches Dankeschön dem HVV Obernburg, der Kolpingsfamilie und natürlich Herrn Lorenz für einen spannenden Abend!

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