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Einmal eine*n Politiker*in drei Tage im Landtag begleiten, das kann und darf nicht jeder, dachte ich mir, als ich mir das Projekt "Landtag Live" von der Kolpingjugend und der kljb anschaute.
Also schnell anmelden und hoffen, das ich ausgewählt werde.
Eigentlich auf 2021 angesetzt und dann durch Corona verschoben, geriet das Projekt aber schnell in Vergessenheit.
Doch plötzlich kam eine Mail an, in der stand, dass "Landtag Live" 2022 stattfindet und ich dabei sein darf.

Ich durfte als eine von nur 14 Jugendlichen aus ganz Bayern eine*n Abgeordnete*n begleiten.
Jetzt musste ich nur noch den Zug nach München buchen und es konnte losgehen.
Angefangen hat die Woche dann schon am Sonntag mit dem klassischen Kennenlernen zwischen den Teilnehmern und dem Vorstellen des ganzen Programmes.
Montags ging’s dann so richtig los. Als allererstes durften wir ins Bayrische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales und haben dort eine interessante Präsentation über die Arbeit des Ministeriums gezeigt bekommen. Viel Zeit zum Entspannen hatten wir danach allerdings nicht, denn es ging schnurstracks zum Landtag.
Dort angekommen wurden wir erstmal durch den Landtag geführt, damit wir uns nicht verlaufen, was allerdings schon häufiger vorgekommen sein soll, und uns wurde nochmal in einem Film erklärt, was genau der Landtag eigentlich macht.
Nachdem wir uns jetzt ja auskennen sollten, ging es schnurstracks Abendessen, da wir danach noch ein Kamingespräch hatten.
Der Tag steckte uns zwar allen merklich in den Knochen, aber wir haben tapfer durchgehalten, es war ja auch echt interessant, sich mit Bettina Nickel (katholisches Büro), Matthias Borst (Stellvertretender Generalsekretär BBV) und Willi Breher (Landesgeschäftsführer der Kolping) zu unterhalten und sie mit Fragen zu Löchern.

Dienstag wurde es dann ernst. Wir haben zum ersten mal unsere MdL getroffen, die wir dann die nächsten zwei Tage begleiten dürfen.
Meine MdL ist Frau Dr. Ute Eiling-Hütig aus der CSU. Die Verteilung der MdL wurde an die Sitzverteilung im Landtag angepasst, weswegen es deutlich mehr CSUler*innen gab als beispielsweise die FDP.
Und damit das Ganze auch festgehalten wird hat jedes Pärchen gemeinsam ein Foto auf der großen Treppe mit dem roten Teppich machen dürfen. Im übrigen ist es nicht verboten diesen zu betreten.
Nach dem Foto haben sich die Wege der Teilnehmer getrennt. Begleiten durften wir unsere MdL unter anderem in AKs, Ausschüsse, Termine außerhalb des Landtags, parlamentarische Frühstücke oder Abendessen und Fraktionssitzungen.
Somit haben wir einmal komplett mitbekommen, wie die Reden und Abstimmungen im Plenum entstehen.
Abends haben wir dann zusammen mit unseren MdL im Hofbräuhaus gegessen und uns auch mal abseits vom Landtag unterhalten können. Leider kamen nicht so viele, da Abgeordnete auch Abends oder am Wochenende viele Termine haben.
Trotzdem kam es zu sehr interessanten Gesprächen.

Mittwoch war dann der Tag der Höhepunkte. Die Plenarsitzung und das Gespräch mit Frau Aigner.
Doch davor haben wir natürlich auch wieder unsere MdL begleitet. Somit kannten wir einige Reden und Argumente im Plenum schon. Um 10 waren dann die Fraktionssitzungen alles Parteien, in der sich natürlich auch nochmal für das Plenum abgesprochen wurde. Dort habe ich dann auch unseren Bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder getroffen.
Und dann nach dem Mittagessen ging’s für uns auch schon auf die Besuchertribüne im Plenarsaal. Im ersten Moment war’s natürlich überwältigend bei sowas mal hautnah dabei zu sein, doch dann kam schnell die Verwunderung und Erstaunen, wie wenig Abgeordnete und wie wenig Minister anwesend waren.
Außerdem hätte ich da sicherlich keine Rede gehalten, weils mich einfach irgendwann zu sehr genervt hätte, dass mir keiner zuhört und sich stattdessen unterhält.
Nach einer Stunde mussten wir dann aber gehen, weil wir einen Termin mit der Frau Aigner hatten, in der sie unsere Fragen beantworten musste. Wir hätten uns auch sehr gerne länger als eine Stunde mit ihr unterhalten, aber leider musste sie weg. Dennoch haben wir uns wahrscheinlich länger mit ihr unterhalten als die meisten Bürger. Der letzte Programmpunkt war dann die Führung durch das TV-Studio der BR, was sich praktischerweise direkt im Landtag befindet. Dort haben wir mitbekommen, wie die TV Beiträge zusammengestellt werden und dass sich die Lage im Landtag als sehr praktisch erweist, weil sie sich dadurch ganz schnell die benötigten O-Töne besorgen können.
Eigentlich wäre dann der Tag schon zu Ende, aber es gab ein paar Verrückte unter uns, die abends um 21:00 nochmal in den Landtag gehen wollten, um sich die Sitzung weiter anzusehen. Da das nicht so häufig vorkommt, dass so spät noch jemand rein möchte wurden wir dementsprechend schräg von den Wachleuten angeschaut. Im Endeffekt sind wir aber reingekommen und haben uns die Sitzung bis zum bitteren Ende um 23:00 Uhr angeschaut.

Donnerstag war dann auch leider schon der letzte Tag den wir im Landtag verbracht haben. Morgens ging es wieder mit unseren MdL in Ausschüsse und mittags hatten wir eigentlich eine Abschlussrunde. Eigentlich bedeutet in meinem Fall, dass meine MdL mit mir noch einen Termin im Hofbräukeller hatte, der etwas länger ging.
Zum Speed-Dating mit Mitarbeitern des Landtages war ich dann aber wieder rechtzeitig da. Nach den sehr interessanten, informativen und teilweise auch persönlichen Gesprächen ging es dann gleich mit einem Interview mit dem Ressortleiter für Politik/ Hintergrund des Münchner Merkur Christian Deutschländer weiter.
Dieser berichtete uns von seiner Arbeit und wie schwierig es in dieser Zeit ist zwischen Printmedien und Digitalisierung.

Freitags war dann auch schon Abschied in der kljb Landesstelle. Dort haben wir, in alter Jugendarbeitmanier, einen Feedbackbogen ausgefüllt und nochmal ein kurzes Video für Instagram gedreht.
Dann haben wir nochmal im Hirschgarten ein ordentliches Abschlussessen gehabt und haben uns danach auf den Heimweg gemacht.

Jetzt sitz ich grad wieder im ICE nach Hause und bin platt. Die Woche war doch sehr anstrengend, aber es hat sich mega gelohnt und ich würde es jedem empfehlen, auch wenn man sich nicht unbedingt so sehr mit Politik auskennt.

Und natürlich sind wir abends immer nochmal weggegangen und haben das ein oder andere Bier getrunken, wie es sich halt in München gehört. Schlafmangel gabs dann inklusive ... 😉

Amelie Noß

 

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