Eine große Pilgergruppe brach am 23. März vom Frankfurter Flughafen nach Tel Aviv zu einer 11tägigen Israel – Palästinareise auf. Aus Obernburg, München und Karlsruhe kamen die Teilnehmer. Unsere gemeinsame Verbindung war Pater Karl Kern SJ, der diese Reise begleitete.
Vorab sei schon gesagt: die Gruppe verstand sich prima und fand ganz schnell zueinander.
Unsere erste Station und Unterkunft war in Jerusalem bei den Boromäerinnen von St. Charles. Hier wurden wir herzlich empfangen und verbrachten vier Nächte in der Neustadt von Jerusalem.
In den folgenden Tagen haben wir die Stadt „erlaufen.“ Vom Ölberg gingen wir den Weg der Palmsonntagsprozession, besuchten den Garten Getsemane, die Kirche der Nationen, wanderten durch das Kidrontal zur alten Davidstadt, weiter zur Gihonquelle und dem Siloachteich. An allen Stationen gab es von unserer Führerin Anna viel Information und Pater Kern ergänzte jeweils mit den theologischen Texten und dem entsprechenden Hintergrund. Durch die Altstadt bis zur Zitadelle und dann weiter bis zu unserer Unterkunft ging es zurück.
Am nächsten Tag besuchten wir den Tempelplatz, die Klagemauer, sangen einen Kanon in St. Anna bei den Teichen von Bethesda, gingen weiter zur Grabeskirche, sahen uns im „burnt house“ einen Film an, der einen Eindruck über die Zerstörung Jerusalems während des jüdischen Aufstandes gegen Rom veranschaulichte und beendeten unsere Tagestour auf dem christlichen Zion, wo sich der Abendmahlsaal, das Grab Davids und die Dormitiokirche befinden.
Der folgende Tag führte uns in die Westbank, wo wir in Hebron die Patriarchengräber besuchten. Der heutige Bau entstand unter König Herodes im 1. Jahrhundert v. Chr. Er beherbergt die Kenotaphe (Steinsärge, in denen niemals sterbliche Übereste waren, sie sind Ehrenzeichen für die entsprechende Person) von Abraham und Sara und Isaak und Rebekka. Die Höhle Machpela liegt in der Moschee. Als Christ darf man sowohl in die jüdische Synagoge, wie in die muslimische Abrahamsmoschee. Die Sicherheitsvorkehrungen sind streng und in der Moschee mussten die Frauen alle Kapuzenumhänge tragen.
Auch hier bekamen wir während der Weiterfahrt im Bus wieder viel theologisches Hintergrundwissen von unserem geistlichen Begleiter.
Das Herodion mit seinen spannenden Ausgrabungen und die Geburtskirche in Bethlehem waren unsere weiteren Programmpunkte. Gott sei Dank mussten wir in der Geburtskirche nicht allzu lange anstehen, um in die Geburtsgrotte zu kommen. Während der Wartezeit konnten wir die wunderbaren restaurierten Mosaike bewundern und Dank unserer Headsets konnte Anna uns immer in gedämpfter Sprache weiter mit Informationen versorgen. Ein Hoch auf die Technik, die wirklich ein Segen war!
Am nächsten Morgen war Aufbruch angesagt, wir verließen unter herzlicher Verabschiedung der Schwestern und Volontäre Jerusalem und fuhren nach Emmaus Qubeibe, das nordöstlich von Jerusalem liegt und eins von drei möglichen „Emmaus“ ist. Der Ort liegt im Westjordanland; hier unterhält der Deutsche Verein vom Hl. Land ein Alters- und Pflegeheim.
Sr. Hildegard, eine österreichische Salvatorianerin, unterstützt von Mitschwestern und Volontären, wirkt hier zum Segen von alten und behinderten Personen. Sie berichtet uns von ihrer Arbeit und auch den Schwierigkeiten, die man hier immer wieder bewältigen muss. Es ist sehr beeindruckend und berührend, wenn Sr. Hildegard von schwerstbehinderten Kindern erzählt, die es in der arabischen Gesellschaft sehr schwer haben und ausgestoßen sind. Mit viel Geduld nehmen sich die Schwestern und Volontäre dieser Kinder an. Immer wieder freut sich die Gemeinschaft über Hilfe, z. B. von Misereor. Auch durch Besuche von Gruppen fühlen sie sich bestärkt.
Nach einer Pause feiern wir noch einen Gottesdienst und verabschieden uns, nachdem wir mit köstlichem selbstgemachten Saft und Kaffeestückchen verwöhnt wurden.
An diesem Tag ist Chaled, ein palästinensischer Führer, unser Begleiter, da wir im Westjordanland, dem biblischen Samarien unterwegs sind. Es gehört zum palästinensischen Autonomiegebiet und das darf Anna als jüdische Israelin nicht betreten, umgekehrt bekommt Chaled keine Führungserlaubnis für Israel. Wir werden ganz konkret mit den Problemen in diesem Land konfrontiert.
Unsere Fahrt geht weiter nach Nablus, dem alttestamentlichen Sichem. Wir sind am Fuß des Berges Garizim, dem Heiligtum der Samaritaner. Hier steht über dem Jakobsbrunnen eine griechisch orthodoxe Kirche. Zur Bibelstelle in Joh 4,5-26 (Jesus trifft die Frau am Jakobsbrunnen) bekommen wir wieder eine theologische Auslegung.
Nach einem weiteren Stopp in Samaria-Sebastije, wo wir Reste des Königspalastes aus herodianischer Zeit sehen und die wunderbare Landschaft Samariens bestaunen können, fahren wir weiter über einen Umweg (der Checkpoint in Jenin hatte schon geschlossen) nach Galiläa zu unserer Unterkunft im Pilgerhaus. Vorher verabschieden wir Chaled, der uns während der Busfahrt viel von den Schwierigkeiten der Palästinenser in diesem Land erzählte.
Mit einem Gottesdienst am See in Dalmanuta beginnen wir unseren Tag. Wir besuchen die Kirche der Brotvermehrung, wo wir Anna wieder treffen und laufen weiter zu Primatskapelle. Weiter geht es nach Kafarnaum, wir besuchen Chorazim (wir kennen den Ort von den Drohspüchen Jesu LK 10,13), bestaunen die Kirche der Seligpreisungen, lesen die Bergpredigt und bekommen Erläuterungen zum Text. Danach laufen wir den Berg hinunter und nach einem stärkenden Mittagessen mit Petrusfisch genießen wir die Bootsfahrt auf dem See Genezaret.
Am nächsten Tag brechen wir in den Norden auf. Unser Ziel heute ist Banjas, das biblische Caesarea Philippi. Wir hören Mk8,27-30 mit entsprechender Auslegung durch Pater Kern.
Hier in Banjas entspringt einer der Quellflüsse des Jordan. Da es in den Wintermonaten und auch jetzt noch viel Niederschläge gab und gibt, sehen wir gut gefüllte Wasserbecken und Kanäle. Unsere Wanderung zum Wasserfall können wir aufgrund der schlammigen Wege nicht machen; auch der Platz am Wasserfall ist zurzeit wegen des hohen Wasseraufkommens gesperrt.
Weiter geht es in nördliche Richtung in den sogenannten Finger Israels. Hier liegt auf bewaldeten Hügeln die Mameluckenfestung Nimrod, eine imposante und große Burganlage, die sich über einen Bergrücken zieht. Leider ist das Wetter schlecht, sodass wir keine Aussicht von hier oben haben, die ansonsten grandios ist. Über die Höhen des Golan fahren wir zurück und können leider am Aussichtspunkt „Coffee Anan“ (Kaffee über den Wolken) auch nichts sehen, da die Wolken so tief hängen.
Die Mittelmeerküste ist unser Ziel am nächsten Tag. Unser Glück – denn hier haben wir sonniges, trockenes Wetter während es in Tabgha hagelte und gewitterte!! Wetterkapriolen gibt es auch in Israel. Hier freut man sich allerdings über soviel Regen wie in diesem Jahr. Der Wasserspiegel des See Genezaret stieg um 2,20m!!
Ein weiteres Bauprojekt von König Herodes besichtigen wir zuerst: Caesarea Maritima mit seinem beeindruckenden Hafenanlagen, dem röm. Theater und der Pferderennbahn. Weiter geht es nach Akko, wo wir die Kreuzfahrerstadt mit ihren Sälen und Gewölben besichtigen. Die Stadt ist immer noch nicht vollständig ausgegraben und sehr beeindruckend.
Anschließend fahren wir an die israelisch-libanesische Grenze nach Rosh Hanikra. In den Kreidefelsen gibt es Höhlen, durch die man laufen kann. Mit einer Seilbahn geht es bergab und dann können wir die Wellen und das Rauschen des Meeres erleben.
Nach der Ankunft im Pilgerhaus feiern wir unseren letzten Gottesdienst als Vorabendmesse. Ursprünglich wollten wir am Altar im Schilfwald direkt am See feiern, doch aufgrund der kühlen Witterung gehen wir in die Kapelle.
Ein sehr bewegender, letzter Gottesdienst am Abend beschließt unsere Zeit am See.
Wir verlassen am Morgen Galiläa und fahren über Nazareth, wo wir die orthodoxe Gabrielskirche die Josefskirche und die Verkündigungsbasilika besuchen, weiter zum Berg Tabor. Leider ist die Spitze des Berges von Wolken verhangen.
Wegen der Strassenverhältnisse müssen wir vom großen Bus in Kleinbusse umsteigen. Wir hören in der Kirche der Verklärung die Bibelstelle Lk 9,28-36 und später im Bus wieder die theologischen Erläuterungen, da in der Kirche nicht gesprochen werden darf.
Wir fahren durch den Jordangraben zu unserer letzten Unterkunft am Toten Meer.
Am nächsten Morgen – die Sonne lacht – fahren wir durch Jericho, schauen vom Dach eines Restaurants über die Stadt und auf den Berg der Versuchung. Danach fahren wir zur Taufstelle an den Jordan. Einige Täuflinge sehen wir in das schlammige Wasser des Jordan steigen. Auf der gegenüberliegenden Seite können wir die jordanischen Besucher sehen.
Weiter geht es südlich am toten Meer entlang zur Oase En Gedi. Hier wandern wir zum 50m hohen Davidswasserfall. Hier wird die alttestamentliche Bibelstelle 1Sam 24 „David schont das Leben Sauls in En Gedi“ verortet.
Den Rest des Tages verbringen wir am Sandstrand und mit Baden. Immer wieder ein Erlebnis, dass man hier nicht untergeht und im Wasser Zeitung lesen kann
Am darauffolgenden Tag heißt es Abschied nehmen. Wir machen noch einen letzten Halt am Wadi Qelt. Hier hat man einen fantastischen Blick in die judäische Wüste. An der nördlichen Felswand ist das griechisch orthodoxe St. Georgs Kloster zu sehen. Es scheint wie ein Nest am Felsen zu kleben.
Eine wunderbare Reise mit den verschiedensten Facetten, die dieses Land bietet, geht zu Ende. Wir haben viel Information von Anna und Chaled, unseren beiden Guides erhalten. Wir haben beide Seiten dieses wunderschönen und auch so komplizierten Landes gesehen.
Wir wurden an die Wurzeln unseres Glaubens geführt, manches wurde geerdet, einiges an Vorstellungen über Bord geworfen. Dank an Pater Karl Kern SJ für die „theologischen Erläuterungen und Ausführungen“ wir haben sie sehr geschätzt und viel gelernt.
Elisabeth Sattler
Ein herzliches Dankeschön auch an Elisabeth Sattler für die Organisation - wir freuen uns schon auf Marokko!
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