Pfarrer Werner Vollmuth, Priesterseelsorger des Bistums Würzburg, hielt heuer das Triduum in St. Peter und Paul, Obernburg.
Es begann damit, dass er im Stau stand - es ist anzunehmen, dass dies dem Reiseverkehr geschuldet war und in den nächsten Tagen besser sein wird!
Gründonnerstag
Zusammen mit 9 Messdienern und den Kommunionhelfern (soweit sie nicht im Urlaub waren) zog Pfarrer Vollmuth in die Pfarrkriche ein. Er predigte über ie Aussage der Fußwaschung. "Jeder Priester übt hieroben Macht aus, denn keiner wird ihm widersprechen", begann er. Die Höflichkeit verbiete aufzustehen und zu sagen "Das ist doch Quatsch!". Allenfalls würden die Gläubigen, wie er es auch schon einmal gemacht habe, aufstehen und die Kirche verlassen. Genauso werde auch Macht ausgeübt im Beruf und in den Familien. Jesu aber zeige uns, dass man mit Macht behutsam umgehen könne. Es sei ein Symbol der Machtlosigkeit, wenn die Priester bei der Fußwaschung Obergewand und vor allem Stola auszögen. Petrus habe Jesus nicht verstanden, indem er verlangt habe, dass Jesus ihm auch den Körper waschen solle. Es sein Jesus Intention gewesen, einen Sklavendienst zu erfüllen und die Füße zu waschen, nicht aber den Kopf. Es sei daher unsere Aufgabe, an der Stelle, an der wir ständen, "die Macht der Liebe und nicht der Gewalt zu leben, wie Jesus es uns vorgemacht hat".
Anschließend wusch er insgesamt 10 Pfarreimitgliedern die Füße, wobei er eigens eine Schürze dabei hatte, denn dieses sei das einzige Gewand, das Jesus auch angehabt habe.
Nach der Kommunion wurde das Allerheiligste in die Unterkirche gebracht und der Altar abgeräumt. Es schlossen sich 2 Gebestsstunden an: Frauenbund und Kolping gestalteten sie. Die Besucherzahl war ausbaufähig.
Karfreitag
Pünktlich um 15.00 Uhr versammelten sich 15 Messdiener mit Pfarrer Vollmuth und vielen Gläubigen in der sonnigen Kirche, um des Leidens und Sterbens Jesu zu gedenken. Der Altarraum war vollständig leer und blieb es auch; die Messdiener und der Pfarrer setzten sich in die erste Sitzreihe. Nach dem Evangelium dachte Pfarrer Vollmuth über die Frage nach, wer mehr Macht habe: Pilatus, die Schriftgelehrten oder die Soldaten? Offiziell habe Pilatus Macht. Aber er sei gezwungen, Jesus entgegen seines Bauchgefühls zu verurteilen. Die Schriftgelehrten seien vor allem von Hass erfüllt; die Soldaten als Befehlsempfänger treten nach unten. So viel anders sei das auch in der Ukraine nicht: Putin könne jetzt nicht mehr zurück, er sei in seinen Handlungen gefangen. Der Patriarch von Moskau paktiere mit Putin, aber auch ihm gehe es nur um die Macht über die ukrainische Kirche. Die Soldaten hätten ihre Macht über die Zivilisten in grausamer Weise mißbraucht, aber hätte es etwas gebracht? Jesus hingegen sei bis zuletzt Herr der Lage gewesen und seinen Weg gegangen. Nicht den Weg zum Kreuz, sondern zur Verkündung der Liebe Gottes. "Wir können unseren Weg im Vertrauen auf Gottes Liebe gehen".
Nach der Kreuzverehrung wurden die Fürbitten verlesen, denn wir "können dem Gekreuzigten unsere Anliegen mit auf den Weg geben". Auf Kommunionverteilung wurde verzichtet, um die Härte der Liturgie nicht zu "beschönigen". Schweigend endete der 2. Teil des Triduums.
Osternacht
Zur Feier der Osternacht konnte die Gemeinde Pfr. Werner Vollmuth aus Würzburg ein weiteres Mal begrüßen.
Vor Weihe des Feuers und dem Entzünden der Osterkerze fragten sich zunächst die Messdiener, was denn an dieser Messe anders sei und warum man in der Dunkelheit ausharre, statt wie gewohnt im Bett zu liegen.
Nach dem Einzug unter dreifachem „Lumen Christi“ mit dem Licht der Osterkerze wurden zunächst die prägenden Gotteserfahrungen des Alten Testaments verlesen (Schöpfungsgeschichte, Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft und Durchzug durch das Rote Meer) - aber auch mit der Zusage an Ezechiel, trotz Unglaubens beim Volk Israel ein neues Herz aus Fleisch an die Stelle des Herzens aus Stein zu setzen.
In seiner Predigt stellte Pfr Vollmuth das in der Auferweckung liegende Machtwort Gottes heraus, das Machtwort Gottes gegen Sünde, Strafe und Versagen des Menschen. Wer würde sich angesichts der heutigen weltpolitischen Situation nicht wieder solch ein Machtwort wünschen? In diesem Sinne eines Machtworts habe auch das Volk der Israeliten den Auszug aus Ägypten gedeutet: Ein Machtwort Gottes, um sein Volk aus der Knechtschaft zu befreien.
Aber so spreche Gott sein Machtwort nicht aus, nicht nach dem Wunsch des Menschen. Die Erweckung Christi sei das Angebot einer neuen Versöhnung - im Sinne von Ezechiel: Das Herz aus Fleisch statt aus Stein - damit wir zu liebenden, vertrauenden und hoffenden Menschen werden, um in der Welt leben zu können.
Zum Schluss der Osternacht bedankte sich Oberministrantin Elisabeth Volmer stellvertretend für den Pfarrgemeinderat bei Pfr Vollmuth für seine Dienste in Obernburg. Auch an dieser Stelle ein aufrichtiges Vergelt’s Gott. Ein herzliches Dankeschön auch an alle Ministranten, Benjamin Riebel für den Gesang und Ute Fath und Andrea Horn als Lektoren.
Nehmen wir den Schlussgedanken der Osternachtspredigt mit in unsere Tage: „Wir können nicht tiefer fallen als in die Hände Gottes. Lassen wir uns auf ihn und seine Liebe ein“.
Michael Volmer