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Das Netz einmal auf die andere Seite auswerfen –

„Dass Faschingsnarren sich selbst und ihr närrisches Treiben sehr ernst nehmen, ist bekannt und hat auch gewichtige Gründe. Hinter ihrem Tun steht das religiöse Anliegen, sich von den oberflächlichen Lustbarkeiten sinnenfrohen Lebens loszusagen und die nachfolgende Fastenzeit als Vorbereitungszeit auf Ostern würdig zu begehen. Fastnacht und Fastenzeit sind zwar Gegensätze, aber dennoch unlösbar miteinander verbunden!“ Wer hätte diese Formulierung in der Vereinschronik des MCV vermutet? Diakon Martin Höfer wies in seiner Begrüßung auf diese christlichen Wurzeln des vor 66 Jahren von 2 Frauen und 23 Männern gegründeten Vereins hin, die sich an der regen und zahlreichen Teilnahme am Faschingsgottesdienst und beim heutigen Festgottesdienst zeigen. Gemeinsam mit Pfarrer Norbert Geiger war er mit dem Altardienst ins Festzelt eingezogen. Pfarrer Geiger konnte in manches bekannte Gesicht blicken, auch wenn die Haare (wie bei ihm) inzwischen etwas „weißer“ geworden sind, wie er selbst sagte, denn vor etwa 45 Jahren war er Kaplan in Mömlingen unter Pfarrer Wirth. Er wisse nicht, warum ihm heute diese Ehre zuteil geworden sei, aber er sei gerne gekommen. Als beim Gloria nur zwei Strophen gesungen wurde, wies er auf den Text der 3. Strophe hin: „Ich lobe meinen Gott der meine Tränen trocknet, damit ich lache.“ Dieser Text passe doch auch sehr gut zum heutigen Fest. 

In der Predigt setzte der Diakon die Geschichte des Vereins in Verbindung zum Tagesevangelium von der Erscheinung Jesu am See Tiberias. Hier ein Auszug:

Liebe Zuhörer, mir soin Fasching. Aber wer soin mir? Über uns singen wir selbst: „Wohl, es lässt sich nicht bestreiten, Engel sind die Leut auch hier in Mümling nicht, doch das sagen wir mit echter Freude, so wie sie sind, so sind sie uns gerade recht.“ Das ist eine treffende Aussage. Ein Verein, der jetzt seit 6 x 11 Jahren besteht, feiert und dankt Gott und den vielen Menschen, die ihn gegründet, geprägt und nach vorne gebracht haben. Immer in der Absicht, Freude, Spaß und Lebenslust zu verbreiten.

Im heutigen Evangelium hören wir auch von einer Gruppe Menschen, die die Welt verändert haben, die dafür gesorgt haben, dass die Osterfreude und die Botschaft vom auferstandenen Christus in die damalige Welt bis heute immer noch verbreitet wird. Doch zunächst sieht es danach gar nicht aus. Da sind 7 verwirrte und ratlose Männer. Sie sind noch ganz planlos von den Ereignissen in Jerusalem nach dem Tod und der unglaublichen Auferstehung Jesu, und die wieder in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Es sind ganz unterschiedliche Charaktere, die hier zusammen sitzen: unter ihnen Thomas (ein Zweifler), die aufbrausenden Söhne des Zäbedäus, Natanael (ein ruhiger und besonnener Typ) und natürlich Petrus (der Fischer), der aktiv sein und sich wieder dem Fischfang zuwenden will. Doch, wenn eine Sache schief geht, dann geht alles schief, denn sie fangen keinen Fisch. Doch bevor sie enttäuscht an Land zurückkehren, sehen sie jemanden am Ufer stehen. Er ruft ihnen zu und gibt einen für erfahrene Fischer unsinnigen Tipp. Aber in ihrer Verzweiflung tun sie es. Doch - wider Erwarten - ist das Netz voller Fische. Was dann geschieht, ist eine sehr intensive Überzeugungsarbeit von Jesus. Sie sind jetzt wieder von der Idee und seiner Lehre überzeugt und bekommen einen Auftrag. Mehr noch: Jesus traut und mutet Petrus die Anführerrolle zu. Und es braucht jeden einzelnen dieser Personen, mit all seinen Eigenschaften, seinen Charakterzügen und Fähigkeiten, damit die Frohe Botschaft von der Auferstehung und dem Reich Gottes bis heute bei uns noch verkündet wird. Nur durch das Zusammenspiel der einzelnen Persönlichkeiten kam und kommt auch heute noch durch jeden überzeugten Christen, die wahre Freude an Gott und am Leben in unsere Welt.

Liebe Schwestern und Brüder, so kommen wir zu unserem Jubiläumsverein:

Da, wo Menschen sich zusammenfinden mit den unterschiedlichsten Eigenschaften, Charakteren und Talenten, die an eine gemeinsame Sache glauben, die Freude und Spaß in unseren Alltag, aber auch Freundschaft und Kameradschaft bringen wollen, da ist Gott mit ihnen und hilft, dass ihre Sache zum Erfolg wird. Und auch im Verein braucht man Menschen, denen man vertrauen und Aufgaben zutrauen kann. Auch wenn der Glaube dabei nur im Hintergrund ist, so ist es doch wie der Tipp Jesu, die Netze auch einmal auf der anderen Seite auszuwerfen, Dinge anders zu machen als normal, eben närrisch. Vielleicht erscheint dies im ersten Moment nicht besonders sinnvoll, aber es kann helfen, Menschen zu begeistern und so wird man zum Menschenfischer, wie Jesus es wollte. Blicken wir voll Dankbarkeit auf die zurück, die unseren Verein aufgebaut und geprägt haben, die ihn momentan mit Leben erfüllen und auch auf die, die es in Zukunft tun werden. Damit wir noch viele Jubiläen feiern können.

Bei den folgenden Fürbitten wurden Sinnbilder gezeigt: Vereinswappen, Narrenkappe, Regentenstab, Gardehut und Sitzungsglocke. Sie sollten hinweisen auf die Freude, den Humor und die eigenen Unzulänglichkeiten, die Bitte um den richtigen Umgang mit Regierungsgewalt und Macht, um den Frieden in der Welt und um das Wohl des Vereins und seiner Mitglieder. Alle Verstorbenen des Vereins wurden in alphabetischer Reihenfolge verlesen.

Pfarrer Geiger bedankte sich in seinen Schlussworten, dass er wieder einmal da sein darf, wo er als Kaplan angefangen habe. Er komme auch gerne einmal wieder, wenn er gebraucht würde. Er dankte unter dem Beifall der Mitfeiernden besonders dem Chor „Lyra Musica“ für deren musikalische und gesangliche Unterstützung mit zeitgemäßen Liedern. Der Vorsitzende des MCV Helmut Gollas bedankte sich bei Pfarrer Geiger und Diakon Höfer für den „Super-Gottesdienst“,  bevor Pfarrer Geiger den Segen spendete und der Diakon die Gäste aufforderte: „Bleibt hier und feiert in Frieden. Halleluja!“

 

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